17. Januar 2024

10 Fragen an Sportdirektor Niki Mondt

Interview zur Situation

Niki, nach 38 Spielen liegen wir auf dem 13. Tabellenrang und nur noch vier Punkte vor dem Abstiegsplatz. Manche Fans glauben, die DEG würde die sportliche Situation „nicht ernst genug nehmen“ und die „Lage schönreden“. Was sagst Du dazu?

Niki Mondt: Jedem bei der DEG ist absolut bewusst, dass wir uns im Abstiegskampf befinden. Das gilt für alle Teams bis einschließlich Platz 10, der wiederum die Teilnahme an den Playoffs bedeutet. Aktuell liegen wir vier Punkte vor dem letzten und fünf Zähler hinter dem zehnten Rang. Also ist bei noch 14 Spielen, sprich 42 zu vergebenen Punkten, in beide Richtungen alles möglich. Dass wir noch an Platz 10 glauben und dies auch nach wie vor unser Ziel ist, halte ich für richtig und nachvollziehbar. Es wäre ja schlimm und wir wären definitiv fehl am Platze, wenn wir daran nicht mehr glauben würden. Wenn jemand das für unrealistisch hält, ist das seine Einschätzung, aber unser Ziel ist es weiterhin. Das Hauptaugenmerk gilt natürlich dem Nicht-Abstieg, aber das eine schliesst das andere nicht aus, bzw. gewonnene Punkte helfen ja beiden Zielen.

Wir haben einige Jahre sportlich über den Erwartungen abgeschnitten. In diesem Jahr nicht. Was sind für Dich die Gründe? 

Mondt: Der Saisonstart mit einer katastrophalen Punktausbeute war der Anfang. Wir haben es leider bis jetzt nicht geschafft, Konstanz in unsere Leistungen zu bringen. Das Fehlen wichtiger Leistungsträger, auf die wir in den Planungen sehr gebaut haben, hat uns ebenfalls brutal getroffen. Da kamen viele Dinge zusammen. Dann wird es schnell eine Kopfsache und das Problem des fehlenden Selbstvertrauens in allen Mannschaftsteilen. Auch die Chancenverwertung und die Special Teams haben einen großen Anteil an unserer Lage.

Stichwort Zielsetzungen. Kritiker sagen, Du hättest „mehrfach das Halbfinale versprochen“.

Mondt: Das ist nicht richtig. Unser offizielles Saisonziel war „möglichst lange um Platz 6“ mitzuspielen“. Nach den schweren Verletzungen bzw. Ausfällen von Stephen MacAulay und Brendan O’Donnell und der nicht erfolgten Rückkehr unseres Nummer 1-Verteidigers Kyle Cumiskey haben wir das Ziel noch vor Saisonstart offiziell nach unten korrigiert. Vielleicht war das „lange Mitspielen um Platz 6“ von vorneherein zu mutig. Die Grundlage dieses Wunsches war, dass erneut viele Kader-Annahmen eintreffen und dass wir mit voller Kapelle angreifen können. Ganz nüchtern betrachtet ist Rang 10 bei unseren Rahmenbedingungen auch eher realistisch. Aber egal, was wir wann gesagt haben, natürlich bin ich mit dem bisherigen Abschneiden in dieser Spielzeit nicht zufrieden.

“Die Ausfälle haben das gesamte Gefüge verändert”

Was sind die Gründe für Dein Festhalten an Cheftrainer Thomas Dolak?

Mondt: Das ist nach wie vor das Ergebnis meiner und unserer täglichen Beobachtungen und Analysen. Ich komme nicht zu dem Schluss, dass Thomas der „Schuldige“ ist, sondern eben andere und viele Faktoren dafür die Ursache sind. Ich hätte übrigens kein Problem damit, mich von ihm zu trennen, auch wenn das ja manchmal anders vermutet wird. Ich kann unsere persönliche und berufliche Beziehung total trennen und sehe seine Arbeit sehr sachlich. Deshalb bewerte ich alle Aspekte fachlich und komme zu dem Fazit, dass ihn nicht die Schuld an dieser bis hierhin enttäuschenden Saison trifft.

Hättest Du im Nachhinein Entscheidungen anders getroffen?

Mondt: Ich bin generell sehr selbstkritisch. Wir stehen auf Platz 13 und die Tabelle lügt nicht. Also haben meine Saison-Planungen nicht so funktioniert, wie von mir gedacht. Das ist Fakt und muss man so festhalten. Aber manche Aspekte werden in Teilen der Öffentlichkeit auch falsch bewertet. Natürlich haben wir auf Cumiskey gesetzt, er hatte schließlich einen gültigen Vertrag. Wir hatten in dieser Position also keine „Wahl“ und haben keine „falsche Entscheidung“ getroffen. Dass er dann deutlich länger ausgefallen ist, als noch im Frühjahr anzunehmen war – damals hätte er im Viertelfinale gegen Ingolstadt fast schon gespielt – war einfach nicht abzusehen. Aber zur Frage zurück: Natürlich bewerte ich alle meine Transfer-Entscheidungen und habe meine Meinung dazu. Dass nicht alle Spieler meine Erwartungen erfüllt haben und zu viele Spieler Formschwankungen hatten, steht außer Frage. Aber zur Wahrheit gehört eben auch, dass durch die Verletzungen Spieler in der Aufstellung nach vorne gerückt sind und Rollen übernehmen mussten, für die sie gar nicht vorgesehen waren. Die Ausfälle haben das gesamte Gefüge verändert.

Zuweilen ist der Satz zu lesen dass „die vielen Verletzungen doch kein Zufall“ sein können. Dein Kommentar?

Mondt: Auch hier gilt, dass wir uns jeden Tag mit diesen Fragen beschäftigen und Ursachenforschung betreiben. Bei unseren konkreten Fällen wie MacAulay, O‘Donnell, Cumiskey, Varone  und auch Roßmy liegen aber keine muskulären Probleme vor, bei denen man vielleicht von falscher Trainingssteuerung oder falscher Belastung sprechen könnte. Das waren eindeutige Sportunfälle und in der Häufung einfach unfassbares Pech. Da kann man der Sportlichen Leitung und der medizinischen Abteilung nicht mal im Ansatz einen Vorwurf machen.

Wie bewertest Du das Comeback von Cumiskey und den Einstand von Adam Payerl?

Mondt: Kyles Bedeutung für unser Spiel hat jeder gesehen. Es hilft uns ungemein, dass er endlich wieder da ist. Für Adam Payerl habe ich mich unheimlich gefreut. Mit der ersten Puckberührung ein Bully zu gewinnen und mit der zweiten das Tor zu machen, ist schon unglaublich. Aber auch darüber hinaus hatte er einen positiven Einfluss auf unser Spiel. Er hat das gebracht, weswegen ich ihn verpflichtet habe.

“Ich weiß genau und respektiere total, wie engagiert und leidenschaftlich unsere Fans unsern Weg verfolgen.”

Was ist Dein Ziel für die letzten 14 Spiele?

Mondt: Wir müssen von Spiel zu Spiel denken, alles reinwerfen und so viele Punkte holen wie irgend möglich. Die Tabellensituation ist eben insoweit unklar, dass vom Abstieg bis zu den Playoffs noch alles drin ist. Demzufolge haben wir alles im Blick, konzentrieren uns aber in erster Linie auf uns selbst.

Arbeitest Du derzeit viel am Kader für die Saison 2024/25 oder gilt die Konzentration nur der laufenden Spielzeit?

Mondt: Natürlich findet beides parallel statt. Die derzeitige Lage ist aber so brisant, dass der Fokus mehr auf der aktuellen Situation liegt als gewöhnlich. Das ist bei den meisten Spielern aber auch nicht anders. Sie sind derzeit eher im Tunnel und versuchen, sich aus dem Tabellenkeller zu kämpfen, als dass sie an die nächste Saison denken. Die Vertragsverlängerung von Alex Ehl beweist aber, dass auch die kommende Saison geplant wird. Ich denke, im Februar wird das Thema Vertragsverlängerungen weiter Fahrt aufnehmen. Wobei zu einem Vertragsabschluss auch immer zwei Seiten gehören.

Die Forderung „warum verlängert er nicht endlich Spieler xy“ vergisst das leider manchmal. Ein weiterer Satz, den man lesen kann: Du hättest angeblich gesagt, „die Fans hätten eh keine Ahnung“.

Mondt: Das stimmt nicht, da werden Formulierungen verfälscht und aus dem Zusammenhang gerissen. Ich habe in verschiedenen Interviews gesagt, „dass ich bei den Vorgängen in der Kabine näher dran bin als die Fans“, bzw. „die Fans keine Einblicke haben und die Arbeit hinter den Kulissen nicht bewerten können, ich aber schon“.   Das war aber nicht despektierlich gemeint, sondern eine Beschreibung der Realitäten. Ich weiß genau und respektiere total, wie engagiert und leidenschaftlich unsere Fans unsern Weg verfolgen. Aber man darf mir auch glauben, dass mich unsere Situation sogar noch mehr beschäftigt. Die DEG ist ja nicht nur mein Heimat- und Lieblingsverein, sondern auch mein Arbeitgeber. Mehr „comittet“ als ich kann man eigentlich nicht sein. Ich bedanke mich übrigens total für den Zuspruch, den wir von den Fans im PSD BANK DOME bekommen. Das registrieren wir und die Mannschaft sehr genau. Die Zuschauerzahlen sind absolut klasse und die Stimmung ist so gut wie nie zuvor in dieser Halle. Das hilft uns sehr. Danke! Auch Auswärts ist die Unterstützung hervorragend. Jetzt wollen wir gemeinsam in die letzten 14 Spiele gehen!