7. April 2022

Eishockey pur: DEG verliert gegen Nürnberg 5:6 nach Verlängerung

Eishockey pur: DEG verliert gegen Nürnberg 5:6 nach Verlängerung

Was für ein Drama! Auch im zweiten Spiel der Ersten Playoffrunde lieferten sich die Düsseldorfer EG und die Nürnberg Ice Tigers wieder einen heißen Tanz. 5.816 Zuschauer sahen ein Spiel mit Toren, Emotionen, Härte, zwei großen Führungen, einem großen Comeback und einem am Ende überglücklichen Sieger. Der hieß beim 5:6 (3:0; 1:2; 1:3; 0:1) nach Verlängerung leider Nürnberg.

Das erste Drittel, das die DEG mit gegenüber dem ersten Spiel unveränderten Personal anging, war eines der denkwürdigeren, zumindest mal in der jüngeren Vergangenheit. Satte 43 Minuten dauerte es, bis die Sirene zur ersten Pause ertönte. Dazwischen ging es richtig heiß her. Auch auf den Rängen. Die DEG-Fans hatten hörbar Freude an dem ersten Playoff-Heimspiel seit über drei Jahren, sie taten es ihren Lieblingen auf dem Eis gleich und gaben von Beginn an alles.

Und die DEG erwischte einen Start nach Maß. Zwar waren in den allerersten Sekunden die Nürnberger im Vorwärtsgang und wollten der DEG ganz offensichtlich mit kraftvollem Offensiveishockey zusetzen. Sie wurden dann aber eiskalt erwischt, weil Daniel Fischbuch die Scheibe von hinter dem Tor vor den Kasten von Niklas Treutle durchsteckte. Dort verpassten sämtliche Stürmer, aber Bernhard Ebner nahm die Scheibe hoch stehend dankbar auf und donnerte sie in die Maschen. Nach gerade einmal 79 Sekunden bebte der PSD BANK DOME ein erstes Mal.

Riesenjubel beim frühen 1:0 der DEG – Alle Bilder: Birgit Häfner.

Danach lieferten sich beide Mannschaften einen intensiven Schlagabtausch. Wobei das durchaus wörtlich zu nehmen war. Immer wieder erhitzten sich die Gemüter und flogen die Fäuste. Die Strafbanktüren beider Mannschaften öffneten sich wieder und wieder. Wie schon im ersten Spiel am Dienstag vermochten es die Ice Tigers nicht, ihre Überzahlchancen zu nutzen. Die gefährlichste Szene der Gäste war eine besonders kuriose. Tim Fleischer hatte Mirko Pantkowski im rechts vom Tor schon fast ausgespielt, brachte die Scheibe dann aber nicht wirklich aufs Tor, sondern eher vom Tor weg. Die DEG konnte sich letztlich befreien (10.).

Viele Schüsse fanden nicht den Weg in die Statistik. Das hieß freilich nicht, dass nicht geschossen wurde. Beide Mannschaften leisteten schlicht famose Arbeit beim Blocken. So blieb es eine enge Kiste, bis sich Chris Brown zu einem fiesen und unnötigen Foul hinreißen ließ. Im Drittel der DEG fuhr er Berndhard Ebner auf offenem Eis mit der Schulter in den Kopf- und Nackenbereich. Ebners Teamkollegen waren berechtigterweise außer Rand und Band. Für den Nürnberger Stürmer war das Spiel damit beendet (13.).

In der fünfminütigen Überzahl traf Stephen MacAulay zuerst das Gestänge (16.), legte wenig später die Scheibe von links gefährlich zu Jerry D’Amigo an den Rand des Torraums (16.) und traf Fischbuch mit einem Schlenzer nach langer Fahrt mit Puck am Schläger zum 2:0 (17.). Die rot-gelbe Welt war da schon schwer in Ordnung. Das 3:0 war dann das Sahnehäubchen. Treutle versuchte, eine Scheibe hinter dem Tor abzufangen, war aber schneller als der Puck. Den schnappte sich D’Amigo und schob sie frech von hinten an die Schoner von Treutle (18.).

An Härte mangelte es dem Spiel nicht.

Eine Drei-Tore-Führung gilt im Eishockey als eine besonders gefährliche. Da wäre es Balsam gewesen, hätte Fischbuch im Mittelabschnitt seine hervorragende Einschusschance aus dem Slot verwandelt (28.). So aber bekam auch die DEG die Last der Drei-Tore-Führung ein wenig zu spüren. Mit der Führung im Rücken agierten die auch heute wieder von Thomas Dolak trainierten Düsseldorfer hin und wieder zu selbstbewusst und luden die Nürnberger dadurch zu Chancen ein. Es hatte etwas vom Spiel mit dem Feuer. So etwa, als die DEG einen 2:1-Konter der Gäste zuließ, den Pantkowski mit zwei Paraden entschärfte (30.). Der wenig später fallende Anschlusstreffer hatte sich also ein wenig abgezeichnet. Tim Fleischer hatte das Auge für Dane Fox, der aus halblinker Position traf (30.). Wie schon am Dienstag in Nürnberg hatte die DEG die perfekte Antwort parat. Auch wenn nicht viel Platz war, fand Brendan O’Donnell den Schläger von Tobi Eder, der zum 4:1 einschlenzte (32.). Auch wenn Tyler Sheehy nochmal den Pfosten traf (38.), hatte die DEG die Partie nun wieder besser im Griff. Auch eine weitere Unterzahl überstand sie schadlos. Der erneute Anschlusstreffer der Mannschaft von Tom Rowe war da besonders ärgerlich. Er fiel 3,3 Sekunden vor der Pause, nachdem die Scheibe lange an der Hintertorbande eingeklemmt war, dann aber doch noch frei kam. Jake Ustorf legte sie schnell schaltend ab zu Fox, der aus kurzer Distanz einschob (40.). Bitter für die DEG auch, dass sich Kyle Cumiskey im zweiten Drittel verletzte und nicht mehr mitmischen konnte.

Nürnbergs 2:1-Konter in Unterzahl.

Das dritte Drittel geriet zur reinen Nervenschlacht. Die Rot-Gelben kassierten noch immer zu viele Strafen. Auch wenn das fränkische Powerplay nicht zu den gefährlichsten zählt, ewig konnte das nicht gutgehen. Daniel Schmölz fälschte vor dem Tor stehend die Scheibe zum 3:4 ab. Das Tor fiel natürlich viel zu früh (48.). In eigener Überzahl brachte die DEG nicht viel zustande, der unverhofft an den Puck kommende Carter Proft versammelte seine Chance direkt vor den Tor deutlich (50.). Leider brachte auch der fünfte Düsseldorfer Treffer, den Alex Barta schlitzohrig erzielte, indem er sich die Scheibe auf der Grundlinie mit dem Schlittschuh zurechtlegte und dann Treutle als Bande benutzte (52.), nicht die Vorentscheidung. Denn ein weiteres Mal durften die Gäste in Überzahl ran und kamen dabei mit einem Kullertor zurück ins Spiel. Die Scheibe sprang Pantkowski unglücklich über die Fanghand, Fox war erneut zur Stelle und mogelte sie über die Linie (54.). Elend lange sechs Minuten waren da noch auf der Uhr. Die DEG beschränke sich nun auf die Defensive, Entlastung gab es kaum noch. Ausgerechnet Patrick Reimer gelang mit einem famosen Schlagschuss aus zentraler Position der Ausgleich (56.). Nun hieß es also wieder einmal: “Alles auf Anfang”. Die letzten zittrigen Minuten hätten auf beiden Seiten noch den Siegtreffer bringen können. So ging es in die Verlängerung.

In dieser hatte es zunächst den Eindruck, als habe die DEG wieder zu sich gefunden. Ihr Spiel war jetzt wieder strukturierter. So kam sie zu Chancen. Barta prüfte Treutle mit einem satten Schlagschuss (61.). Fischbuch hatte vor dem Tor eine Riesenchance (65.). Nürnberg lauerte auf Konter. Irgendwann bekamen sie einen. Der sorgte für reichlich durcheinander vor dem Tor der DEG. Pantkowski parierte einen Schuss von Marko Friedrich noch bravourös mit dem Schoner, war dann aber beim Nachschuss von Gregor MacLeod geschlagen. 67 Minuten und 35 Sekunden hatte diese Eishockey-Schlacht gedauert und in Nürnberg einen Sieger gefunden.

Alex Barta mit seinem satten Schuss zu Beginn der Verlängerung.

Lange über die Niederlage nachdenken können die Rot-Gelben nicht. Nach dem Spiel ging es recht flott in den Bus auf die Autobahn in Richtung Nürnberg. Schon morgen um 19:30 Uhr steigt Spiel 3. Auch wenn es heute lang gut aussah und die DEG schon ein wenig den Duft des Viertelfinals geschnuppert hat. Es ist noch nicht vorbei, es ist noch alles drin!